Vielleicht von Gemeinden abgesehen, sieht man in keinem Bereich eine Schattenseite von Kooperation stärker als in der Wirtschaft: Ständig fühlen sich die Kleinen von den Großen dominiert oder bedroht, manchmal fürchten alle gemeinsam um Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit.
Auf den ersten Blick scheint klar, in unserer Wirtschaft haben die Großen Marktmacht und damit vielfach die besseren Chancen. Wenn sich die Kleinen zusammenschließen, können sie eher am Kuchen mitnaschen. Auf den zweiten Blick ist es gerade die Unabhängigkeit und Flexibilität die kleine Unternehmen schätzen und für die sie geschätzt werden. Aus diesem Dilemma sind viele Spielarten von Unternehmenskooperation entstanden – oder auch gescheitert.
Das „dritte Italien“, der nordöstliche Landesteil, wurde in den 1980ern zum Synonym für spezialisierte, kooperierende Klein- und Mittelbetriebe, die außergewöhnliche Qualität in Textilien, Schuhen, Brillen oder Glas erzeugten. „Silicon Valley“ ist Inbegriff technologischer Neugründungen, welche die Vorteile räumlicher Nähe zu nutzen wissen.
Kleinstunternehmen werden angespornt und mit öffentlichen Geldern gefördert, um Kooperationspartner zu finden und Einkaufsgemeinschaften, Ideenwerkstätten oder gemeinsame Weiterbildungen aufzubauen.
Großunternehmen erfahren viel Beachtung der Medien, wenn sie strategische Kooperationen eingehen. Auch hier lassen sich wohl am besten die Geschichten des (vermuteten) Scheiterns erzählen: Von Suzuki und VW hören wir die Geschichte eines medial inszenierten Scheidungsverfahrens. Von Nokia und Microsoft berichten Medien über eine Vernunftehe mit schlechten Aussichten oder Ängste vor einem trojanischen Pferd in der Nokia Chefetage. Und falls es doch gutgeht, umso besser. Geschichten mit wundersamen Wandlungen verkaufen sich am besten. Die Fortsetzung, eine Geschichte von Missbrauch der neu entstandenen Marktbeherrschung, ist in diesem Fall ebenfalls so gut wie gesichert.